Michael Fieselers Thema ist das 19. Jahrhundert. Eine Zeit größter Gegensätze: Rauschhaftes, irrationales Sehnen und Fühlen sowie präzise, beweisbare, objektive Wissenschaft; das letzte Aufbäumen feudaler Macht und das gleichzeitige Wachsen bürgerlicher und industrieller Strukturen; das Entstehen von menschenverachtender Ideologien als Religionsersatz und die gezielte Vermittlung, Organisation und Schaffung beweisbaren, objektiven Wissens in Schulen und Universitäten. Es ist die Epoche, die Jürgen Osterhammel in „Die Verwandlung der Welt“ so eindringlich beschrieben hat.
Diese Widersprüche und Gegensätze manifestierten sich natürlich auch in den Persönlichkeiten dieser Zeit und deren Handlungen. Diese Spannung ist es, die Michael Fieseler in seinen Bildern beschreibt und lebendig werden lässt. Seine Bilder zeigen Personen oder das von ihnen Erschaffene in vorgestellten Welten.
Ein Luftschiff, beobachtet aus einem imaginären Wald, wie es ruhig und majestätisch vorüberzieht. Arne Saknussemm, eine Figur aus Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, in einer Gebirgslandschaft: Einsam und doch zielstrebig verfolgt er seinen Weg. Oder Henry Morton Stanley, der, verloren in einem Zaubergarten, Hilfe, Trost und Rettung in der Befolgung antrainierter militärischer Form sucht. Fieseler lässt offen, ob seine Bilder Idyll oder Bedrohung sind. Das entscheidet, wie überall, ausschließlich der Betrachter.
Michael Fieseler, Preisträger der Darmstädter Sezession, war Meisterschüler von Kurt Haug an der Kassler Kunsthochschule und malt auf einem von wenigen erreichtem technischen Niveau. Er entwickelt seine eigenen Themen und komponiert diese Vorstellungen mit der Sicherheit des Könners.
Arbeiten von Michael Fieseler waren 2011/ 2012 in der Kunsthalle Darmstadt in der Ausstellung “Darmstadt macht Schule”, mit Werken von Joseph Beuys, Thomas Demand, Esra Ersen, Candida Höfer, Anselm Kiefer, Justine Otto, Jaume Plensa und Sigmar Polke zu sehen.